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Überall auf der Welt haben einzelne Nationen ihre nationalen Schätze. Diese Schätze sind das Werk seelenvoller, großzügiger oder ehrgeiziger Vorfahren und die Pflicht der nachfolgenden Generationen ist es, diese Schätze für zukünftige Generationen zu bewahren. In der Tschechischen Republik gehören eine Reihe von Burgen und Schlössern, Gemälden und Skulpturen der Nationalen Galerie oder Kronjuwelen zu den berühmtesten und wertvollsten Denkmälern. All dies sind von Menschen geschaffene Gegenstände, mit ihrer eigenen wunderbaren Geschichte und ihrem "Leben", aber unbelebt. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Kinský-Pferd (Equus Kinský), das den lebendigen Schatz und den kulturellen Wert des tschechischen Staates darstellt.

Herkunft der Rasse

Die Rasse des Kinský-Pferdes gehört neben dem Kladruber zu den wichtigsten ursprünglichen Pferderassen in der Tschechischen Republik. Der Ursprung der Rasse ist mit der Adelsfamilie Kinský verbunden. Die ersten Erwähnungen ihres Geschlechtes stammen aus dem 13. Jahrhundert; sie waren ein typisch böhmischer Adel, dessen Angehörige den Grafentitel im Jahr 1628 erwarben. Bereits unter dem Einfluss von Ferdinand Kinsky (im 18. Jahrhundert) wurden auf dem Herrschaftsgut Chlumec im königlichen Auftrag Pferde (für militärische und wirtschaftliche Zwecke) als Bestandteil des Majorats gezüchtet, die sogenannten Isabellen. Der älteste Sohn von Ferdinand, Leopold, machte sich ebenfalls bei der Entwicklung der Zucht verdient und die Popularität dieser Pferde steigerte rapid auch Kateřina Kinská, als sie mit ihren Isabellen und dem Vierergespann auf den Feiern erschien, die anlässlich des Wiener Kongresses in den Jahren 1814-1815 veranstaltet wurden.

Für die Rasse selbst war Graf Oktavian Kinský (1813-1896), großer Kenner und gewissenhafter Züchter, die Schlüsselfigur. Zur Spezialisierung der Zucht trug auch ein Zufall bei, als der Jockey Club in Wien es ablehnte, seine Isabellstute Themby II in das Zuchtbuch für englische Vollblute einzutragen. Diese Tatsache führte dazu, dass er seine eigene Pferdezucht gründete – Chlumetzer und Böhmischer Hunter. Im Jahr 1832 gründete er das Gestüt in Ostrov bei Chlumec nad Cidlinou und ab diesem Jahr begann er ein Zuchtbuch zu schreiben. Graf Oktavian organisierte  1836 auch die erste Parforcejagd in Böhmen nach englischen Regeln und später (1874)  beteiligte er sich an der Entstehung von Velká Pardubická. Das Ziel der Zucht war von Anfang an ein hochwertiges Jagdpferd (für Parforcejagden), später ein Pferd für Hürdenrennen (cross-country). Als  Begründer der Zucht gilt der Hengst Caesar, der Sohn von Themby II., nach dem englischen Vollblut Princ Djalma, der zusammen mit Leistung und konstitutioneller Härte häufig die gelbe Färbung übergab und die Basis für die Zucht des Chlumetzer Hunters schuf. Zum Erben der Zucht wurde Oktavians Neffe Zdenko, der sich auch für den Erfolg in der Zucht stark einsetzte, insbesondere im Bereich der Pferderennen (bei Velká Pardubická im Jahr 1901 belegte er im fortgeschrittenen Alter den vierten Platz auf Magyarád). Ein anderer aus dem Kinský-Geschlecht, Graf Karel Kinský, gewann  1883 das Grand National oder das Pferdehindernisrennen in Liverpool mit der Stute Zoedone. Aus der Zucht der Kinský-Pferde stammt auch eine Reihe der Sieger von Velká Pardubická, Magyarád 1897 und 1900, Sláva 1899, Pohanka 1931, Norma 1937 (berühmt durch die einzige Siegerin von Velká Pardubická, Lata Brandisová, die die Nichte von Oktavián Kinský war) und  1966  ebenfalls Nestor.

In der ursprünglichen Zucht legte man großen Wert auf Stutenfamilien , von denen die wichtigsten sind: die Familie N (nach der halbblütigen Nancy, aus dieser Familie stammt z.B. die Siegerin VP Norma), die Familie J (gegründet von der Stute Hero I und durch Jitřenka fortgesetzt), die Familie Č (gegründet von der Stute Čita nach Caesar), die Familie M (gegründet von der Stute Jiskra), die Familie O (gegründet von der A 1/1 Stute Queen of Hearts, hierhin gehörte auch das ausgezeichnete Dressur- und Springpferd 556 DAF Ondráš). Auf der Seite der Väter wurden häufig englische Vollblute genutzt, z.B. Div, Diadém, Olin.

Im Jahr 1948 beschlagnahmten die Kommunisten das Vermögen der Kinskýs, was zum Niedergang der gesamten Zucht führte. Danach kam es zum Verkauf, zur Schlachtung oder zur Kreuzung der Kinský-Pferde mit anderen Rassen und der Rasse drohte der Untergang. Um die Rettung der Kinský-Pferde und ihre Übernahme durch Slatiňany und nachfolgend seit 1951 durch Kladruby machte sich einerseits das Landwirtschaftsministerium und andererseits Dr. Radslav Kinský verdient, der eine Anstellung bei den Pferden bekam. In Kladruby wurde aus diesen Pferden die sog. Sonderherde gebildet. In der nächsten Periode wurden jedoch viele dieser Pferde verkauft oder mit anderen Warmbluten gekreuzt. Ein Teil der Stuten ging in den Besitz landwirtschaftlicher Betriebe über, von denen einige Anstrengungen unternommen haben, diese Pferde zu erhalten und ihre Eigenschaften für die Zucht zu verwenden (z.B. Staatsgut Chlumec nad Cidlinou). Zu den Züchtern, die sich um die Erhaltung der Chlumetzer Hunter verdient gemacht haben, gehörte MVDr. V. Sixta aus Týn n. Vltavou, oder die Herren Frynta und J. Souček aus Lípa u Hradce Králové.

Anfang der 1990er Jahre wurde der Familie Kinský das Vermögen zurückgegeben, sie interessierten sich jedoch nicht für die Pferdezucht. In dem Gestüt in Ostrov übernahm so die Zucht unter großem persönlichen Einsatz die Familie Půlpán, die die Pferde  überwiegend von den neuen Restituenten kaufte. Die Eheleute benannten das Gestüt  in Hřebčín Equus Kinský um und stellen  heutzutage die größten Unterstützer und einen der größten Züchter dieser Rasse in der Tschechischen Republik dar, obwohl sie später mit einem Teil der ursprünglichen Herde nach Hradištko bei Sadská umgezogen sind. Das Ehepaar Libuše und Petr Půlpán machten sich ebenfalls zusammen mit  Freunden im Jahr 1995 um die Wiederherstellung der Tradition von Parforcejagden in Tschechien verdient.

Neben der sportlichen Leistung ist es bei dieser Rasse sehr wünschenswert, Individuen in der entsprechenden Farbe zu züchten. Sogar die Bedingung für das Prädikat des Pferdenamens „Kinský“ ist die Isabell- oder Falb-Verfärbung. In diesem Bereich ist die Erforschung der genetischen Grundlagen von Farben fortgeschritten.

Charakteristik und Eigenschaften der Rasse

Das Kinský-Pferd ist ein edles Pferd mittleren Körperbaus mit großzügigen  Linien, mit stabilem Fundament und  trockenen Gliedmaßen ohne offensichtliche und bedingte genetische Defekte. Die Widerristhöhe beträgt zwischen 160 und 170 cm. Es hat einen trockenen, edlen Kopf mit großen  Augen. Das Ziel der Züchter ist ein Sport- und Freizeitpferd von hervorragendem Charakter, leichter Rittigkeit  und guter Bewegungsmechanik. Die Isabell- und Falb-Farben sollten überwiegen. Isabellen (Palomino - haben eine goldgelbe  Fellfarbe mit weißer Mähne und Schweif) und Falben (sandige  Fellfarbe mit schwarzer Mähne, Schweif und schwarz im unteren Teil des Fundamentes ). Es gibt auch Füchse, Braune und Cremello (sehr heller Isabell mit blauen Augen - das Fell hat eine cremefarbene Farbe).

Die Kinský-Pferde sind edle Warmblüter, in der Vergangenheit wurden sie als  Halbblüter bezeichnet, was sicher auf einen erheblichen Blutanteil des englischen Vollbluts zurückzuführen ist. Sie haben  drei ausgeglichene gute Grundgangarten , eine sehr gute Springveranlagung , sind leichtfuttrig  und zeichnen sich durch eine angenehme Natur und gute Fruchtbarkeit aus.

Verwendung der Rasse

Aus dem Jagdreiten entstanden durch allmähliche Entwicklung die Hürdenrennen. Bis 1948 gehörten die Kinský-Pferde zu der Elite der Hürdenpferde. Seit 1874, als Velká Pardubická gegründet wurde, wurden die Kinský- Pferde mehrmals Sieger. Vor allem der Sieg der Stute Norma wurde berühmt, weil sie unter Lata Brandisová gewann. Sie war die erste und letzte Frau, die es geschafft hatte, dieses schwierige Rennen zu gewinnen. Nach 1948 und nach der Übernahme durch das Staatsgestüt Kladruby nad Labem erreichten sie noch ab und zu eine gute Platzierung in Hürdenrennen, aber  überwiegend begannen sie mit der warmblütigen Zucht zu verschmelzen.

Heutzutage werden die Kinský-Pferde in den Bereichen Vielseitigkeit, Dressur, Parcoursspringen,  Fahren und Jagdreiten verwendet. Sie sind leicht rittig  und finden daher häufig Verwendung als Schulpferde und Pferde für den Kindersport.

Zucht der Rasse in der Tschechischen Republik heute 

Nach der Samtenen Revolution hatten die Eheleute Petr und Libuše Půlpán den größten Einfluss seit 1991 auf die Zucht der Pferde. Auch der ehemalige Mitarbeiter des Gestüts in Chlumec nad Cidlinou und später der Direktor des Nationalgestüts Kladruby, MVDr. Norbert Záliš,  beteiligte sich an der Entstehung der Marke Equus Kinský . Die Familie Půlpán steht hinter den Sporterfolgen der Kinský-Pferde. Ausgezeichnete Ergebnisse erreichte der Hengst 556 DAF Ondráš im Springen  und in der Dressur, in der er zum siebenfachen Meister der Tschechischen Republik wurde, Polemik (784 Almhirt Kinský) war ausgezeichnet im Springsport, in den Westerndisziplinen gewann einige Titel der falbe Wallach Grand Kinský.  1977 wurden die Kinský-Pferde als eine tschechische Warmblutart und  2005 vom Landwirtschaftsministerium der Tschechischen Republik als selbstständige Rasse anerkannt. Im ersten Jahrzehnt nach der Anerkennung der Kinský-Pferde verlief  2005-2015 der Regenerationsprozess mit dem Ziel, an die ursprünglichen Kinský-Pferde anzuknüpfen. In dieser Zeit wurde der Anteil der ursprünglichen Gene von Kinský-Pferden (PG KK) hervorgehoben. Es wurde eine Gruppe von Stuten selektiert, auf denen die Zucht KK für die nächste Periode aufgebaut wurde. Zurzeit wird die reinrassige Zucht bevorzugt, um die ursprünglichen Gene der Kinský-Pferde und die Gene für die gelbe Verfärbung in der Population zu erhalten, obwohl es wünschenswert ist, auch Zuchttiere anderer Farben als Isabellen (am besten Füchse) zu nutzen. In Ausnahmefällen kann in der Zucht das englische Vollblut oder andere warmblütige Hengste für die Verbesserung der Bewegungsmechanik und der Springfähigkeiten genutzt werden. Die Benennungsregel besagt auch, dass die Fohlen der Mütter, die im Hauptzuchtbuch und in dem Zuchtbuch unter der Isabell- oder Falb-Farbe eingetragen sind, das Prädikat Kinský  bekommen können. Die Kinský-Pferde sind auch im Ausland beliebt. Viele Pferde wurden ebenfalls ins Ausland verkauft, insbesondere nach Deutschland, Österreich, die Schweiz, England, den Niederlanden, Belgien und den USA. Die Stute Johanka Kinská gelangte sogar als goldenes Juwel anlässlich des 100. Geburtstages der Königin Mutter in die englischen Ställe.

Die Züchter dieser Rasse haben sich im Zuchtverband der Kinský-Pferde, mit Sitz in Hradištko bei Sadská, zusammengeschlossen.  Momentan arbeitet SCHKK als anerkannte Züchtervereinigung, die das Zuchtbuch führt, Leistungsprüfungen von Stuten und Hengsten dieser Rasse und einmal pro Jahr die Nationalschau organisiert. Die Kinský-Pferde wurden z.B. auf den Messen Equitana in Essen, auf der Hengstparade im Gestüt Marbach bei Stuttgart, wiederholt in Friedrichshafen, auf der Pferd Wels in Österreich und auch in Hamburg auf der Messe HansePferd oder der Grünen Woche in Berlin präsentiert.

Zurzeit registriert der Verband um 300 Zuchtstuten und 15 Zuchthengste der Kinský-Pferde.  Der Verband zählt  über 200 Besitzer und Anhänger der Kinský-Pferde.  

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